Gerade neulich habe ich eine total glückliche Frau getroffen. Sie berichtete mir, dass sie nach einer geglückten Eizellspende im 8. Monat schwanger sei. Ihr Baby sei ein Mädchen und würde als kleine Schwester eines 3-jährigen Jungen zur Welt kommen.
Ich hatte früher schon einmal Kontakt zu dieser Frau gehabt, vor ihrer Schwangerschaft mithilfe einer Eizellspende. Damals wollte sie gerne ihre ethischen Bedenken hinsichtlich einer Eizellspende besprechen. Sie machte sich Sorgen, dass es für sie ein Problem sein könnte, eine enge Bindung zu einem Kind einzugehen, das genetisch nicht mit ihr verwandt wäre.
Diese Problematik begegnet mir sehr oft, wenn ich mit Patientinnen spreche, die sich gerade auf eine Behandlung mit einer Eizellspende vorbereiten oder diese Behandlung gerade durchlaufen haben. Wenn Patientinnen nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung mit gespendeten Eizellen, schwanger werden, müssen sie sich auf diese neue Situation einstellen. Es braucht Zeit, sich mit der Schwangerschaft durch eine Eizellspende zu arrangieren und sie zu akzeptieren.
Man muss seine Gedanken und Gefühle sammeln und ordnen, wenn man sich mit den ethischen Fragen in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft nach einer Eizellspende auseinandersetzt. Dieser Prozess braucht eine Weile und die Frauen benötigen Unterstützung, um das nötige Vertrauen und den Glauben an sich selbst aufzubauen, das sie ihr Baby auch wirklich bis zum Ende, d.h. bis zur Geburt, werden austragen können.
Wie lange dauert es normalerweise, bis eine Frau ein entspannteres, optimistischeres und sichereres Gefühl bekommt, dass sie wirklich schwanger ist und tatsächlich eine Bindung zu dem in ihrem Bauch heranreifenden Kind entwickeln kann?
Ich habe oft beobachtet, dass diese wunderbare emotionale Wandlung genau dann einsetzt, wenn die Frau bemerkt, dass sich ihr Körper verändert und sie das Kind in ihrem Bauch spüren kann. Diese Erfahrung übt eine beruhigende Wirkung aus, die es der Frau erlaubt, an ihre Schwangerschaft zu glauben und ihr auch die Sicherheit und Freiheit vermittelt, eine gefühlsmäßige Bindung mit dem Kind, das sie nährt, einzugehen.
Die Frau, mit der ich kürzlich gesprochen habe, war mit Sicherheit nicht mehr ängstlich, sie war überglücklich und sprach ganz offen über ihre überaus liebevollen Gefühle zu ihrem Eizellspende-Kind, das in ihrem Bauch heranwuchs und gedieh. Es war ihr Baby, ganz allein ihr Baby!
Ich fragte sie, ob sie bereit wäre, ihre Erfahrungen während ihrer gesamten Schwangerschaft in Worte zu fassen und aufzuschreiben. Sie willigte nur allzu gerne ein, weil sie Frauen, die sich wegen einer Schwangerschaft nach einer Eizellspende Sorgen machen, ermutigen will. Sie hatte sowieso damit begonnen, Briefe an das Baby in ihrer Gebärmutter zu verfassen, also schlug sie vor, ihre Gedanken in Form eines solchen Briefes aufzuschreiben.
Hier sind die Zeilen, die sie schrieb:
Meine über alles geliebte Tochter,
du bist etwas ganz besonderes und ein wahrhaftes Wunschkind.
Wir sind nach St. Petersburg gereist und dort wurde uns ein magisches Ei gegeben.
Die Fahrt nach St. Petersburg an sich war eine wunderbare Erfahrung, wir haben einen ganz besonderen Urlaub verbracht und du wurdest aus dem magischen Ei und den Samenzellen deines Vaters geschaffen. Du wurdest in meinen Bauch gesetzt, damit ich dich mit meiner Liebe schützen und ernähren kann. Ich hatte mich vorher oft gefragt, ob ich dich ebenso sehr lieben würde, wie ich deinen Bruder liebe. Meine Liebe für ihn ist unermesslich, mindestens einmal bis zum Mond und wieder zurück! Aber meine Liebe zu dir ist mit jedem Tag gewachsen und ich kann dir versichern, dass ich dich allemal genauso sehr liebe wie ihn.
Als ich in den ersten Monaten mit dir schwanger war, habe ich mir oft Sorgen gemacht, dass ich dich vielleicht verlieren würde und ich habe jeden, aber auch wirklich jeden Tag nach Beweisen gesucht, dass ich wirklich schwanger bin. Außer deinem Vater gab es nur ganz wenige Leute, die wussten, wie du entstanden und in meine Gebärmutter gelangt bist. Ich platzte schier vor Freude und wollte jedem erzählen, dass ich mit dir schwanger bin, aber ich wollte ganz sichergehen, dass du es auch wirklich durch die ersten entscheidenden Monate der Schwangerschaft schaffst.
Als es dann soweit war, war es eine unheimliche Erleichterung, deinem Bruder endlich von dir erzählen zu können. Er war total aufgeregt und freut sich riesig über seine kleine Schwester in meinem Bauch. Er kann es kaum erwarten, bis du dann endlich da bist und er dich kennenlernen kann! Unser gesamter Freundeskreis und die ganze Familie haben sich auch über die Nachricht, dass ich mit Dir schwanger bin, enorm gefreut.
Meine Schwangerschaft habe ich toll gefunden, aber ehe ich schwanger wurde und ehe ich spüren konnte, wie du dich in meinem Bauch bewegst, hatte ich mir schon Sorgen gemacht, ob ich vielleicht Schwierigkeiten damit haben würde, eine enge Bindung zu dir aufzubauen. Glücklicherweise war das überhaupt kein Problem, die Bindung zu dir entstand ganz mühelos und völlig natürlich – genau zu dem Zeitpunkt als ich dich das erste Mal in mir spürte. Es fühlte sich ein klein bisschen wie ein Sprudeln oder wie Champagnerperlen an, so dass ich anschließend vor Glücksgefühlen fast überströmte. Kurz danach konnte ich dann deine Bewegungen spüren, deinen Schluckauf und sanfte Tritte! Meine Liebe zu dir wächst und wächst immer weiter, je mehr ich bemerke, wie du in mir wächst – du bist wirklich ein Teil meiner selbst!
Wenn ich Schwimmen gehe, bewegst du dich in meinem Bauch gerade so, also ob du Rückenschwimmen üben würdest!
Wenn ich weine, hüpfst du umher, um mich aufzumuntern!
Wenn ich dann mal die Füße hochlege, um mich auszuruhen und ein wenig Zeit für mich selbst zu haben, bewegst du dich hin und her, um mich daran zu erinnern, dass du da bist!
Meine Liebe zu Dir wächst immer weiter.
Jetzt sind es nur noch zwei Monate, bis du dann endlich da bist und Teil unserer Familie wirst, wir können es kaum erwarten!
Von deiner Mutter, die dich von ganzem Herzen liebt!
Eine 44-jährige Frau aus Dänemark
Ich wünsche mir, dass dieser Brief Patientinnen beruhigt und ihnen dabei hilft, einige ihrer emotionalen und ethischen Konflikte und Bedenken hinsichtlich einer Schwangerschaft mithilfe einer Eizellspende zu überwinden. Ich wünsche mir auch, dass der Brief die Patientinnen ermutigt und tröstet, die die beschriebenen Gefühle während der ersten Phase ihrer Schwangerschaft nur allzu gut nachempfinden können.
Glauben Sie an Ihre mütterlichen Instinkte und vertrauen Sie darauf, dass Ihre Zuneigung und die Liebe zu Ihrem Kind entstehen und stetig wachsen wird, auch wenn Sie vielleicht ein wenig Unterstützung durch ein magisches Ei benötigt haben :)
Tone Braten
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Ein Buch über Lily, die von der anderen Seite des Regenbogens kommt, kann Ihnen dabei helfen, Ihrem Kind über ihre/seine Zeugung mithilfe einer Eizellspende zu erzählen.
Lily ist fünf Jahre alt und kommt aus dem Märchenland jenseits des Regenbogens. Dort liegt ein Land, wo alles magisch und glänzend ist und jedes erdenkliche Wunder geschehen kann. Lily ist selbst ein kleines Wunder und dort wurde sie erschaffen. In dieser Geschichte geht es darum, wie die Mutter und der Vater von Lily ganz weit weg in ein ganz besonderes Land reisten, um das magische Ei zu finden, das ihnen das Baby bescheren würde, das sie sich mehr als alles andere auf der Welt wünschten.